Vogelschlag an Glas

Der NABU Potsdam wirbt für mehr städtebauliche Verantwortung ...

Alljährlich verenden nach Hochrechnungen der Staatlichen Vogelschutzwarten rund 100 Mio. Vögel an Glas – verursacht durch einen Anprall im Flug, weil die starren Bauwerke für die Tiere nicht als solche erkennbar waren. Wenn sich an großflächigen Fensterfronten Himmel und Vegetation naturgetreu spiegeln können, wenn gläserne Durchsichten die Wahrnehmung trügen, birgt dies für Vögel eine dauerhafte Todesgefahr.

Ein noch immer unterbewertetes Artenschutzproblem

Heruntergerechnet auf den Standort Potsdam mit seiner spezifischen Bebauungsdichte kann von jährlich knapp 220.000 Vogelopfern in der Stadt ausgegangen werden. Damit ist Vogelschlag an Glas ein gravierendes und zudem drastisch unterbewertetes Artenschutzproblem.

... und empfiehlt Gegenmaßnahmen

Im Rahmen eines Kartierungsprojektes in 2020 hat die Fachgruppe Ornithologie des NABU Potsdam große Teile des Potsdamer Stadtgebietes nach potenziell gefährdenden Glasfassaden abgesucht. Aus diesem intensiven ehrenamtlichen Engagement, das auf einer anerkannt breiten ornithologischen Expertise fußt, ist eine umfassende Dokumentation mit Kartenmaterial, Fotos und Datenbank hervorgegangen. Dieses Material wird nun kommunalen Entscheidungsträgern der Stadt Potsdam zur Verfügung gestellt, damit auf dieser Basis Gefährdungslagen gezielt minimiert werden können.

Wer in seinem persönlichen Umfeld dazu beitragen möchte, das Vogelschlag-Risiko zu senken, ist herzlich eingeladen, Kontakt zur Fachgruppe Ornithologie des NABU Potsdam aufzunehmen.

 Bild- und Urhebernachweis: Fotos: Gebäudefassaden und Fahrgastunterstände in Potsdam/ K. Steiof.

Kartografische Darstellung Kartierungsergebnisse: J. Mattern.

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Info-Flyer Vogelschlag
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Markierter Halteunterstand "Schilfhof" (v. l.): U. Loeschmann (Geschäftsführer ViP), C. Persch (NABU Potsdam), B. Rubelt (Baubeigeordneter) . Quelle: Landeshauptstadt Potsdam, C. Homann.
Markierter Halteunterstand "Schilfhof" (v. l.): U. Loeschmann (Geschäftsführer ViP), C. Persch (NABU Potsdam), B. Rubelt (Baubeigeordneter) . Quelle: Landeshauptstadt Potsdam, C. Homann.

Pilotprojekt gegen Vogelschlag

Die ViP kennzeichnet Warteunterstände

100 Mio. Vogelschlagopfer pro Jahr, allein in Deutschland. Eine unvorstellbar hohe Zahl! Warteunterstände des öffentlichen Nahverkehrs zählen zu den besonders gefährdenden Glasflächen, da sie frei in der Landschaft stehen, häufig vor Vegetation. Im Anflug erkennen Vögel das Hindernis nicht, prallen dagegen und verenden in aller Regel. Um auf diese Gefährdungslage aufmerksam zu machen, hatte die Fachgruppe Ornithologie des NABU Potsdam kürzlich eine Kartierung besonders kritischer Glasflächen vorgenommen und die Ergebnisse der Stadtverwaltung übergeben. Diese reagierte nun im Zusammenspiel mit der ViP und ließ den Haltepunkt "Schilfhof" mit einem Streifendesign markieren, das für Vögel nachweislich gut erkennbar ist, so dass sie das Hindernis umfliegen. Die zuvor geklebten Greifvogel-Silhouetten sind – im Gegensatz dazu – nachweislich wirkungslos. Der NABU Potsdam bleibt hier im Gespräch und wird sich für die Markierung weiterer Unterstände einsetzen.

 


Potsdamer Tag der Wissenschaften

NABU Potsdam informiert zum Thema Vogelschlag

Dass großflächig verbautes Glas eine enorme Gefährdungslage für Vögel darstellt, ist vielfach noch nicht bewusst. Und dennoch haben es die meisten Menschen selbst schon unmittelbar im Wohn- oder Arbeitsumfeld erlebt: Das dumpfe Geräusch, wenn ein Vogel im Flug gegen die Scheibe knallt. Umso erfolgreicher war die Präsenz des NABU Potsdam auf dem diesjährigen Potsdamer Tag der Wissenschaften Anfang Mai. Anhand eigens präparierter Glasflächen, die auch aktuellste Möglichkeiten der Prävention zeigten, war die Aufmerksamkeit des Publikums unmittelbar erzielt: Während des gesamten Nachmittags wurde der NABU-Stand von Fragenden und um Rat Suchenden regelrecht belagert. Denn inzwischen lassen sich Glasscheiben auch nachträglich mit sehr wirkungsvollen und hochbeständigen Mustern so bekleben, dass sie für Vögel schon von weitem erkennbar sind, das menschliche Auge aufgrund des geringen Deckungsgrades allerdings wenig stören.