Greifvögel sind eine faszinierende Artengruppe - sie beeindrucken durch ihre Flügelspannweite und ihr ausgezeichnetes Sehvermögen. Aus großer Entfernung können sie kleinste Säugetiere und Vögel erkennen. In Potsdam und Umgebung haben sich einige Greifvögel und Falken angesiedelt. Greifvögel bauen in der Regel ein größeres Nest, einen sogenannten Horst, oder nutzen bereits vorhandene Horste. In der Umgebung des Horstes suchen die Tiere nach Nahrung, um ihre Jungen in der Brutzeit zu versorgen. Arten wie der Turmfalke haben sich stark an Siedlungsräume angepasst und sind auf geeignete Nistmöglichkeiten beispielweise an Kirchtürmen oder anderen Gebäudestrukturen angewiesen.
Wie bei anderen Vogelarten sind auch bei einigen Greifvogelarten deutliche Bestandsrückgänge zu verzeichnen. Neben illegalen Abschüssen leiden die Tiere auch unter dem zunehmenden Verlust geeigneter Lebensräume. Die Intensivierung der Landwirtschaft führt zu einer deutlichen Strukturarmut. In monotonen Landschaften finden Greifvögel und andere Arten kaum Nahrung. Strommasten und auch Windkraftanlagen führen vermehrt zu Unfällen und hohen Verlusten. In Siedlungsräumen werden Greifvögel und Falken immer wieder mit dem Verlust von geeigneten Nistmöglichkeiten konfrontiert.
Um Greifvögel und ihre Horste bei Bauvorhaben oder anderen Beeinträchtigungen berücksichtigen und schützen zu können, sind Informationen über die Lage der Brutplätze notwendig und wichtig. Die Fachgruppe Ornithologie des NABU Potsdam führt seit vielen Jahren Greifvogelerfassungen in Potsdam und Umgebung durch. Im Jahr 2016 war der Habicht der Vogel des Jahres. Das nahm die Fachgruppe des Kreisverbandes als Anlass den Habichtbestand zu erfassen. In diesem Jahr konnten acht Reviere in den Wäldern um die Landeshauptstadt festgestellt werden. Es blieb aber nicht bei der Erfassung des Habichtbestandes, den in den folgenden Jahren wurden auch die anderen Greifvogelarten des Potsdamer Territoriums kartiert. Nach Häufigkeit geordnet sind das: Mäusebussard, Turmfalke, Fischadler, Schwarzmilan, Habicht, Rotmilan, Rohrweihe, Baumfalke und Sperber.
So konnten im Stadtgebiet einige Brutplätze von Turmfalke und Mäusebussard erfasst werden. Im direkten Umland ließen sich einige Horste des gefährdeten Fischadlers nachweisen. Die umliegenden Seen begünstigen hier das Vorkommen dieser Art. In der Umgebung wurden auch Horste des Rotmilans und des Schwarzmilans festgestellt. Die Bestände von Mäusebussard, Turmfalke, und Schwarzmilan sind in den letzten neun Jahren gleichbleibend, beim Fischadler der auf den Hochspannungsleitungen brütet, sogar zunehmend. Der Habichtbestand hat mit aktuell 2 Revieren jedoch deutlich abgenommen. Der Sperber, die Rohrweihe und der Baumfalke sind mit jeweils 1-2 Paaren nur sehr gering vertreten, was auch für den Rotmilan mit 2-4 Paaren zutrifft.
Die Ergebnisse werden jedes Jahr der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt mitgeteilt, damit diese, wenn erforderlich, Schutzmaßnahmen einleiten kann. Zu den Revierleitern der Forstverwaltung gibt es regelmäßige Kontakte um unnötige Störungen zu vermeiden.
Wenn Interesse für das Projekt besteht oder man das Projekt unterstützen möchte, kann man sich gerne bei der FG melden: Fachgruppe Ornithologie - NABU Potsdam (nabu-potsdam.de)
(Informationen unteranderem von: G. Kehl)
Bild- und Urhebernachweis:
Turmfalke im Baum - NABU/Olaf Titko, Fliegender Schwarzmilan NABU/Olaf Titko
Fischadler NABU/CEWE Axel Schmidt-Adlung, Fliegender Rotmilan - NABU/Olaf Titko